Der Kiosk im öffentlichen Raum Weimars wird zum „privaten“ Schrank von „Katharina“. Umgebaut zum Kleiderschrank wird der Kiosk Aufbewahrungsort für die Klamotte an sich: Katharinas Kleid, das am meisten geliebte Objekt der Katharinen, wird Thema der Ausstellungsreihe.
Nomen est Omen, der Name ist Verheißung, Schicksal. Und ihn gilt es zu bekleiden. Menschen mit demselben Namen begegnen sich anders. Sie stehen sich gegenüber und spiegeln sich fast automatisch ineinander. Die weiblichen und männlichen Modenamen der verschiedenen Generationen prägen gar ein ganzes Menschenbild. Andere Eigennamen sind Anleihen aus fremden Kulturen, mit denen wir uns schmücken. Diese schwingen als Ganzes mit, wenn wir den Namen hören oder aussprechen.
Katharina bedeutet ursprünglich die Reine, die Weiße. Der Name Katharina wird in unterschiedlichen Sprachen und europäischen Ländern, den USA und Südamerika gebraucht. Als Catherine, oder Kathy, als Jekaterina oder Katinka, als Kathrin oder als Kate.
Katharinas Kleiderschrank ist eine „fröhliche Recherche“ zum Namen Katharina. Exemplarisch untersucht die Ausstellungsreihe die Identität von Katharina über die Identifikation mit dem eigenen Namen und den dazu gehörenden Kleidern. Jede eingeladene Katharina wählt ein spezifisches Kleidungsstück aus, vielleicht jenes, in dem sie besonders „Katharina“ ist. Der Kiosk selbst bekommt für ein halbes Jahr den Charakter eines Möbels: mittels einer fotorealistischen Holzverkleidung, die den Innenraum nur noch partiell einsichtig macht. Der Kiosk ist der Schrank, in den nach und nach 12 Kleider von „Katharinen“ oder „Katharinas“ einsortiert werden. Eine Kleiderstange im Hintergrund nimmt die Kleider Stück für Stück auf. In zweiwöchigem Wechsel wir je ein Kleid im vorderen Bereich des Kiosk ausgestellt, das dann nach hinten rückt, auf die Kleiderstange.
Im Laufe eines halben Jahres, von Juni bis November, wird der Kiosk so zum Container, zum Ort der Inbesitznahme des Eigennamens Katharina. Ein biografischer Text der jeweiligen Katharina begleitet das ausgewählte Kleidungsstück in einem Wechslerahmen.
Eigentlich sollte dieser Text einem Minirock gewidmet werden, da ich mir eine Katha ohne Mini nicht vorstellen kann...
Ich persönlich ziehe so oft Röcke an wie nur möglich. Das Problem: Es wird langweilig, wenn ich diese nicht nur anziehe, sondern auch noch einen halben Roman über Miniröcke schreibe. [...]
Inzwischen bin ich zwei Jahre alt geworden und fange an zu sprechen. „Katharina“ kann ich noch nicht gut aussprechen, weil der Name zu lange ist – ich nenne mich einfach Tita. Fast alle nennen mich jetzt Tita.
Mein erstes Kleid war ein zartgraublaues Kleid, das ich von der Tochter einer Freundin meiner Mutter geerbt habe. Es lag lange im Schrank, weil ich noch zu klein war und noch nicht laufen konnte. [...]
Ein Katharinenkleid muss perfekt sein. Das Wort ist wie Musik, fließt dahin, klingt nach Gewand, nach großer Harmonie mit der Trägerin, fast mystisch. Ich besitze kein Katharinenkleid. Mein langes Graues hier ist nur ein Kathrinkleid – da bricht man sich die Zunge. Am perfekten Klang fehlt es also und am perfekten Kleid genauso – nicht nur die fehlenden Buchstaben sind der Grund.
Eigentlich bin ich immer auf der Suche nach meinem Kleid gewesen - und bin es noch immer.
Dabei bin ich eher ein Hosenmensch, und das ist höchstwahrscheinlich auch der Grund für die ewige Suche. Ein Kleid zu tragen bedeutet für mich in eine Rolle zu schlüpfen, die mir gar nicht liegt: Weibchen sein. [...]
Das Kleid, in dem ich mich am meisten als Katharina fühle, welches sozusagen richtig mein Kleid ist, wo ist das eigentlich? Bestimmt hängt es im Schrank im Keller. Ich laufe hinunter, find es und schlüpfe – oben angekommen - gleich einmal hinein. Ja, es ist immer noch ein „Katharina – Kleid“. Die betonten breiten Schultern sehen allerdings ein bisschen komisch aus, aber ansonsten ist es immer noch so wunderbar leicht und unkompliziert. Einfach hineinschlüpfen (eine schwarze Strumpfhose dazu) und schon bin ich fertig angezogen und wenn ich mich bewege, bewegt es sich leicht und „unauffällig“ hinterher. [...]
Ich habe dieses Kleid anlässlich meiner Abiturfeier in den frühen achtziger Jahren gekauft. Ich habe es alleine ausgesucht, ohne meine Mutter, deren Einfluß auf Kleiderfragen auch schon längst verblasst war, auch ohne freundschaftlichen Rat. Dieses Kleid ist unter allen Kleidern, die ich jemals besaß das Besonderste. Ich habe es oft in der Hand gehabt um es in die Altkleidersammlung zu werfen, konnte mich aber bis heute nicht davon trennen. Ich erinnere mich nicht daran, jedoch muß ich es später, nach dem Abi, noch ein paar Mal getragen haben. Die Flecken und eine leichte Verwaschenheit erzählen davon. [...]
Vielen Dank für die Einladung zu "Katharinas Kleiderschrank". Ich finde die Idee eines "Zentrums für Kunst und Mode" ziemlich interessant. Leider kann ich kein Kleid beifügen, in dem ich besonders Katharina bin, da es das bei mir nicht gibt. [...]
Im Jahre 1983 habe ich dieses Kostüm in einem Paket aus dem Westen geschickt bekommen. Es stammte von einer Familie, deren Angehörige 1945 als Flüchtlinge aus dem Osten von meiner Großmutter in Sachsen aufgenommen wurden.
Anfangs zog ich immer nur den Rock zu den Prüfungen während meines Studiums an. 1986 trug ich dann erstmals das ganze Kostüm aus besonderem Anlaß - zur Verteidigung meiner Diplomarbeit - und behielt es auch den ganzen Tag über an. Es war damals „nicht tragbar“ in unserem schwarzbekleideten Bekanntenkreis und sorgte somit etwas für Verwirrung. [...]
Sabine von Öttingen, Strick, 1994
Katja- mein Name, ist die Kurzform von Katharina und drückt eigentümlich passend meinen verkürzten Zugang zum Thema Mode aus, so kurz, wie der Text und wie auch das Kleid selbst. Mode ist mir ziemlich schnuppe und was ich anhabe muß ausreichend warm und hinlänglich bequem – aber ach: stimmt nicht! Natürlich ist mir nicht egal, wie ich aussehe, aber wie die anderen aussehen.
Mein Kleiderschrank ist proppevoll, doch dieses Kleid passt immer, im Sommer wie im Winter, bei jeder Gelegenheit und egal wie breit ich bin. [...]
Meine Eltern waren Schneider. Alles was mit Mode und Stoffen zu tun hatte, war Thema bei uns zu Hause. Ständig gab es etwas Neues: ein Mäntelchen passend zum Kostüm, ein Trägerrock, ein Hosenrock, ein Faltenrock, meistens super kurz genäht, meine Mutter liebte das! Mein Konfirmationskleid war so kurz, dass ich mich nur ganz rückensteif niederknien konnte.
Ich wünschte mir knielange Kleider oder lieber noch etwas länger. Ich wünschte mir, dass aus den Stoffresten nicht immer noch ein Kleid für meine kleine Schwester genäht wurde. Ich wünschte mir ein Kleid von der Stange, ein Kleid aus dem Kaufhaus! [...]
DAS KLEID, DAS ICH MIT MEINEM MANN TEILE.
ROTES KLEID. GRÜNE BLUSE. ORANGER GÜRTEL.
ROTE CHINA-PANTOLETTEN MIT BUNTEN KINDERPFLASTERN AN DEN ZEHEN. KAUM HATTE ICH MEIN SOMMERKLEID 2006 GEFUNDEN, WAR ES WIEDER
VERLOREN. MEIN MANN TRUG ES. AUF DER BÜHNE IM HOCHZEITSUMZUG VON PEER GYNT. [...]
(*2. Mai 1729 in Stettin; † 17. November 1796 in Zarskoje Selo), war ab dem 9. Juli 1762 Zarin von Russland und außerdem Herzogin von Schleswig-Holstein-Gottorf.
Katharina II. wurde 1729 als deutsche Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg in Stettin geboren.
Im Februar 1744 traf Prinzessin Sophie in St. Petersburg ein, um den russischen Thronfolger Großfürst Peter Fjodorowitsch, den späteren Zaren Peter III., zu ehelichen. Schon bald hatte sie die Sympathie des russischen Hofes, aber auch großer Teile des Volkes gewonnen. [...]
Als kleines Mädchen habe ich mir immer eine Zwillingsschwester gewünscht. Ganz wichtig war die Vorstellung, dass wir die gleiche Kleidung tragen würden. Nachdem ich irgendwann kapiert hatte, dass dieser Wunsch unmöglich in Erfüllung gehen wird, träumte ich von einem Namenszwilling. Was der Alptraum vieler Leute ist, die mit einem populären Vornamen ausgestattet wurden, war mein Traum. Ich suchte mich in einer zweiten Katrin. [...]
Dieses Kleid habe ich mir 1996 anlässlich meiner Ausstellungseröffnung Animal House auf einem Berliner Hinterhof gekauft. Nicht das Kleid, nein die Ausstellung war auf einem Hof, den ein Berliner Gärtner über ein paar Jahre hinweg als Galerie im Freien betrieb. Im selben Jahr, oder war es eines später, trug ich es auf der Maihochzeit zweier guter Freunde, die Feier war im Park; es war ein Picknick, und die Stimmung war formidabel! [...]
Ich trage mittlerweile nur noch selten Kleider, keines aus meinem derzeitigen Kleiderschrank schien mir wichtig genug, um „Katharinas Kleid“ zu werden. Und doch soll es ein Kleid sein und kein anderes Kleidungsstück. Ich finde, auch als ehemalige Kostümbildnerin, ein Kleid ist das archetypische Kleidungsstück der Frau. Wer hat nicht schon von einem barocken Hochzeitskleid geträumt oder einem eleganten Abendkleid? Da scheint es auch historisch eine gewisse Kontinuität zu geben. [...]
Ich erinnere mich noch, dass ich mich in meinem Einschu-lungskleid so unwohl fühlte, dass ich – kaum waren wir wieder zu Hause – eine klassische bayerische Lederhose anzog. An diesem Verhalten kann man nur allzu deutlich meine generelle Ablehnung gegenüber Kleidern – bis ich etwa 14 war – feststellen.
Mit sechs Jahren wollte ich ein Junge sein. Meine Eltern sollten mich Julius nennen, ich hatte kurz geschorene Haare, wollte nur Hosen tragen und ‘ne Knarre haben (ich glaube meine Vorbilder hierbei waren besonders meine Cousins). [...]
Ich schaute in meinen Kleiderschrank, in dem sich eigentlich nur fünf Kleider befinden, und griff sofort das türkise Kleid heraus. Ich weiß gar nicht mehr genau, ob ich mir dieses Kleid letzten oder vorletzten Sommer gekauft habe. Jedenfalls war es mit meiner Mutter und meinen zwei kleinen Schwestern bei einer Shopping-tour an einem schönen, warmen Sommertag.
Ich habe dieses Kleid an der Kleiderstange eines Geschäftes gesehen und fand es vom ersten Augenblick an total schön und besonders. Lange habe ich nach einem Kleid in diesem schönen Türkis-Mintgrün gesucht. [...]