LOGOHANDARBEITEN
Nina Sidow
ERÖFFNUNG
DONNERSTAG, 3. JULI 2003
Das Logo ist ein Markenzeichen. Massenproduktion und Unverwechselbarkeit schießen in ihm zusammen und bilden eine hysterische Synthese. Was aber, wenn das Label, seines ursprünglichen Zeichenraumes beraubt, in einer neuen Erzählung mündet? Dieser Frage geht die Berliner Künstlerin Nina Sidow nach, wenn sie in ihren Stickereien das Logo seinem autonomen Dasein im Hemdkragen entreißt und einer neuen Grammatik unterwirft. Es entstehen Sätze wie „Classic Girl Biatrice and Calvin Klein enjoy the spirit of Freedom in Elbe II“.
Das Logo ist ein Markenzeichen. Massenproduktion und Unverwechselbarkeit schießen in ihm zusammen und bilden eine hysterische Synthese. Was aber, wenn das Label, seines ursprünglichen Zeichenraumes beraubt, in einer neuen Erzählung mündet? Dieser Frage geht die Berliner Künstlerin Nina Sidow nach, wenn sie in ihren Stickereien das Logo seinem autonomen Dasein im Hemdkragen entreißt und einer neuen Grammatik unterwirft. Es entstehen Sätze wie „Classic Girl Biatrice and Calvin Klein enjoy the spirit of Freedom in Elbe II“. So wird Calvin Klein in eine Geschichte integriert, die keinen Anfang und kein Ende hat und zwischen Barbie-Welt und Klischee eine ambivalente neue Heimat findet.
„Aus Kleidungsstücken trennt die Künstlerin Etiketten, Waschzettel und Hersteller-Schildchen heraus, näht diese auf bunte T-Shirts und verziert das Material zusätzlich mit einer feinen Stickerei. So wird das einzelne Label zum Baustein eines Musters, das auf dem Stoff als Text oder Dekoration gelesen werden kann. Die applizierten Schildchen ergeben zusammen eine Halskette, ein Dirndl-Emblem oder eine Landkarte. Manche Etiketten sehen jetzt sogar aus wie wertvolle Orden. Jedes Exemplar trägt damit die Kritik an den herrschenden Verhältnissen, an der Modeindustrie, am Markenfetischismus und am globalen Kapitalismus in charmanter Beiläufigkeit zur Schau.“ (Kirsten Küppers, taz)
Als Handarbeit sind Sidows T-Shirts zudem kunstvoll gefertigte Einzelstücke, die ihren Wert im willkürlichen Anachronismus suchen, so als sei die Warenwelt im Stich der Künstlerin stillgestellt.