18 GINA EINLADUNG


GINA
Stefan Dornbusch

ERÖFFNUNG
FREITAG, 7. MÄRZ 2003

18 GINA TEXT

K&K: Deine Objekte, Installationen und Bücher sind geprägt von der Auseinandersetzung mit Körper und Raum, diese aber gedacht als Volumina, Bauformen, urbane Elemente. Welche Rolle spielt hier deine Installation am Kiosk?

Stefan Dornbusch: Für mich war wichtig, dass ich den Kiosk nicht als Vitrine begreife, in der ich etwas ausstelle, sondern dass der Körper selbst verändert wird. Die Menschen in Weimar kennen den Kiosk in seiner bestehenden Form so gut und ich hatte Lust, ihnen im Gleichbleibenden etwas ganz anderes zu zeigen.

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  18 GINA

K&K: Deine Objekte, Installationen und Bücher sind geprägt von der Auseinandersetzung mit Körper und Raum, diese aber gedacht als Volumina, Bauformen, urbane Elemente. Welche Rolle spielt hier deine Installation am Kiosk?

Stefan Dornbusch: Für mich war wichtig, dass ich den Kiosk nicht als Vitrine begreife, in der ich etwas ausstelle, sondern dass der Körper selbst verändert wird. Die Menschen in Weimar kennen den Kiosk in seiner bestehenden Form so gut und ich hatte Lust, ihnen im Gleichbleibenden etwas ganz anderes zu zeigen. So baute ich den Kiosk zu einem Möbelstück um, das bestimmte Details und Einblicke auf den Bestand zulässt. Der Kiosk selbst verschwindet und zeigt sein neues Antlitz dennoch eng ans alte angeschmiegt. In der neuen Hülle fragt er sich: „Steht’s mir denn, das neue Kleid?“.

K&K: GINA heißt das Modell. Warum?

SD: Das ist natürlich ironisch gemeint. Hier stellt eine Diva, die sich verkleidet und sich selbst dabei wunderbar findet, diese Frage. (Sie merkt dabei vielleicht gar nicht, dass der Pelz, den sie trägt, gar nicht echt ist.) Der Kiosk wird so stark verändert, dass sich die Leute schon eine Antwort bilden sollten. Beim Aufbau rief dies auch sehr unterschiedliche Reaktionen der Passanten hervor. Manche dachten an einen Ladenumbau – eine Vertreterin des Bauaufsichtsamtes übrigens auch.

K&K: Inwiefern lässt sich architektonischer Köper mit dem menschlichen Körper vergleichen?

SD: Ein Haus ist auch ein Organismus, der bestimmte Aufgaben erfüllen sollte. Manche Häuser sind Persönlichkeiten mit einer eigenen Ausstrahlung.

K&K: Der Kiosk ist ein nackter Körper, schutzlos. Gleichwohl bietet er seinem Innenleben Schutz. Er ist aber auch Designobjekt und damit gehört er zum Erscheinungsbild der Stadt. Was macht deine Installation mit diesem Kiosk und mit der städtebaulichen Situation am Sophienstiftsplatz?

SD: Einerseits verschiebt die zweite Haut, die ich herumgelegt habe, den Innenraum. Zum anderen ändere ich den Charakter des Kiosks. Er wirkt viel massiver, die Fassade ändert sich. Somit steht auch dem Sophienstiftsplatz eine ungewohnt massive Figur gegenüber.

K&K: In seinem neuen Kleid erkennt man den Kiosk kaum wieder. Sein neues Gehäuse ist ein Mahagoni-Imitat und bis auf ein paar Einblicke ins hell erleuchtete Innere verschlossen. Welcher Logik folgt deine Verkleidung?

SD: Der schöne aluminiumgoldene Kiosk sollte ja nicht verschwinden. Ganz im Gegenteil! Bestimmte Details und Einblicke werden herausgehoben, und die Verkleidung nimmt immer Bezug auf die Masse des Kiosks In Durchbrüchen der Fassade sieht man in das Innere des nackten Kiosks.

K&K: Was wir dort sehen, ist das Imitat einer brettergestützten Negativseite mit Stützfunktion. Das ist aber ein Fake, denn von innen muss ja nichts gestützt werden. Warum dieses Bild eines Baukörpers?

SD: Zum einen hat das wahrhaftig bildnerische Gründe. Zum anderen will ich dem Betrachter aber auch inhaltlich einen Rahmen aufspannen, ihm ein Feld zur Interpretation bieten.

K&K: Kann Architektur sexy sein?

SD: Na, unbedingt! Sonst hätte ich gar keine Veranlassung, überhaupt etwas zu tun.

K&K im Gespräch mit Stefan Dornbusch.