WIEN, FALTEN
K&K
ERÖFFNUNG
FREITAG, 15. OKTOBER 2004
Die Stadt taucht im lichten, blauen Morgennebel aus dem Dunkel des Schlafwagenabteils auf. Faltig steht ein Gebirge am Rande der Gleise, dazu das Frühstück mit Marillenmarmelade, begleitet von der „Kronenzeitung“. Österreich. K&K! Endlich sind wir am Ort des Geschehens. Österreich-Ungarn, Habsburg, das Kaiserreich, Maria Theresia und der Orient huschen im Morgenlicht vorbei, während Kinder zur Schule eilen wie andernorts. Der „Falter“, das junge Wochenmagazin Wiens, liegt gleich stapelweise aufgetürmt am Hauptbahnhof in der neuen Ausgabe vom Donnerstag.
Die Stadt taucht im lichten, blauen Morgennebel aus dem Dunkel des Schlafwagenabteils auf. Faltig steht ein Gebirge am Rande der Gleise, dazu das Frühstück mit Marillenmarmelade, begleitet von der „Kronenzeitung“. Österreich. K&K! Endlich sind wir am Ort des Geschehens. Österreich-Ungarn, Habsburg, das Kaiserreich, Maria Theresia und der Orient huschen im Morgenlicht vorbei, während Kinder zur Schule eilen wie andernorts. Der „Falter“, das junge Wochenmagazin Wiens, liegt gleich stapelweise aufgetürmt am Hauptbahnhof in der neuen Ausgabe vom Donnerstag. Falten fliegen in Form von eilenden Menschen im Trenchcoat zur Arbeit.
Wien: Eine Einladung der Boutique Gegenalltag bringt uns für einen Abend ins MQ, das 2001 eröffnete Museumsquartier.
Wien im Herbst 2004. Remode und Modepalast. „Park“ und „Song“. Gucci, H&M, Yves Saint Laurent, Wiener Werkstätten und Dorotheum. Lipizzaner und Konditorei Demel. Falten und Faltenwürfe in Stein, Bronze und Metall, Stoff und Schokolade.
Schiller und Goethe, größer als in Weimar, in stattlicher Entfernung von 300 Metern Aug in Aug..., nein, Schiller guckt weit in die Ferne, Goethe döst. Goethe grünbronzen, sitzt schwer und behäbig, ein Stufen bildender Koloss; die gezückten Kameras vor ihm zielen auf posierende Touristen zwischen den feisten Schenkeln. Goethes Pendant, gegenüber, Schiller, kurz vorm 200sten Todestag, steht schmal und aufrecht in hübsch gefaltetem Gehrock hoch auf ehernem Sockel, umgeben von fließenden Musen ihm zu Füßen – mitten im Blau. Am Schillerplatz steht die Kunstakademie, gekürt mit griechischen Gottheiten in mannigfachem Faltenlook aus Gips oben in halb abgelöster Pose. Auch im Burgtheater ist Schiller angekommen: Der Büchertisch biegt sich. Gespielt wird Hauptmann.
Wien: Falten. Es gibt sie alle hier, die vielen aus dem Orient stammenden Falten, die griechischen, römischen, romanischen, gotischen, klassischen. „Die ins Unendliche gehende Falte ist das Charakteristikum des Barock. [...] wie wenn das Unendliche zwei Etagen besäße: Die Faltungen der Materie und die Falten in der Seele.“ (Gilles Deleuze: Le Pli, Paris 1988)
Blicke vom Gehsteig zum Wiener Barock: In den weißen Schutznischen der Albertina stehen die österreichischen Flüsse, als weiße Marmorkinder in fließendem, feuchtem Gewand. Salzach und Mur. Gegenüber eine Baustelle: zugehängt mit den gemalten, graugrünen Falten der Tamara de Lempicka; mondäne Marilyn im ledernen Pilotenhelm.
Falten: Song und Park. In der Wiener Mondscheingasse das nächtliche Schaufenster von „Park“. Am Bauernmarkt „Song“. Die beiden Räume, Shops für internationales, ausgewähltes Modedesign der aktuellen Saison: Dries van Noten, Bikkemberg, Margiela, Bless, Hussein Challayan und junge Designer der Hochschule für angewandte Kunst. „Song” und „Park“ zeigen Mode in ihrer klügsten Form. Hier entdecken wir die Orte, wo Kunst und Mode nicht nach akademischer Trennung fragt – wie abends zuvor das Publikum beim Vortrag von K&K.