19 INSTITUT DU MONDE ARABE / SHOWROOM EINLADUNG


INSTITUT DU MONDE ARABE / SHOWROOM
Bettina Allamoda

ERÖFFNUNG
FREITAG, 11. APRIL 2003

19 INSTITUT DU MONDE ARABE / SHOWROOM TEXT

Ein showroom ist ein temporärer Treffpunkt in der Modewelt für Presse und Käufer während der Prêt-à-Porter-Schauen in Paris und Milan, London oder New York. Hier werden die Kollektionen in kurzfristig angemieteten Räumen ausgestellt. So bekommen Kunden die Möglichkeit, die Kleider wirklich in die Hand zu nehmen oder von House Models vorführen zu lassen.Größte Einnahmequelle der Modehäuser bildet der Absatz von Mode-Zubehör (Accessoires): Hüte, Gürtel, Taschen und Schmuck.

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  19 institut du monde arabe / showroom

Ein showroom ist ein temporärer Treffpunkt in der Modewelt für Presse und Käufer während der Prêt-à-Porter-Schauen in Paris und Milan, London oder New York. Hier werden die Kollektionen in kurzfristig angemieteten Räumen ausgestellt. So bekommen Kunden die Möglichkeit, die Kleider wirklich in die Hand zu nehmen oder von House Models vorführen zu lassen.Größte Einnahmequelle der Modehäuser bildet der Absatz von Mode-Zubehör (Accessoires): Hüte, Gürtel, Taschen und Schmuck. Historisch gesehen gab es auf den Weltausstellungen immer einen festen Platz für die Schätze, und nicht nur Bodenschätze aus den Kolonialgebieten. Auf der Exposition Internationale Coloniale 1931 in Paris / Vincennes gab es beispielsweise einen Bereich für die Haute-Couture und dessen Manufakturen in Übersee im größten Pavillon der Ausstellung: dem Pavillon der „Industries De Luxe“. Aus der Aneignung heraus, „eroberte“ Kulturformen zu verwenden, besteht heute weiterhin eine Faszination in der Mode, die nicht nur bei der Integration bestimmter Stilelemente in Haute-Couture und Prêt-à-Porter erkennbar ist. Hier findet man weitere Indizien für den Remix des postkolonialen Erbes auf den Oberflächen.

Zahlreiche Museums- und (Re-)Präsentationsbauten dienen den Pariser Modeschauen zunehmend als Hintergrund und Erlebnisraum. Im ursprünglich als „Fenster der arabischen Welt“ 1987 eröffnetem Institut du Monde Arabe (IMA) von Jean Nouvel, versammelt man sich heute ebenfalls für Prêt-à-Porter und Haute-Couture-Schauen und am nächsten Tag pauken dort Koranschüler. John Galliano installiert in seinem Showroom regelmäßig auch eine Accessoire-Kollektion im Saal des Hohen Rates. Seit dem 11. September 2001 haben sich die Besucherzahlen am Institut du Monde Arabe Paris erhöht. Ausstellungen, Literatur- und Diskussionsveranstaltungen sind sehr gefragt. Die kommerzielle Vermietung der Räumlichkeiten ist angestiegen und Showrooms (Sonia-Sonia Kollektion [S. Rykiel] und John Galliano), Kongresse und Gala-Diners finden weiterhin dort statt sowie kleinere Modenschauen im Rahmen der Pariser Prêt-à-Porter-Tage der Damen- und Herrenkollektionen. Selbst Kenzo hat dort sein neues Parfum vorgestellt...Diese Art der Nutzung erscheint nicht widersprüchlicher als Nouvels eigene Vorstellung eine funktionslose Maschine zu entwerfen, die ihm erlaube, „mit kulturellen Materialien zu bauen anstelle von Putz und Ziegeln, Stahl und rechten Winkeln, ohne ein Maurisches Pastiche zu kreieren, das sicherlich einigen Arabern lieber gewesen wäre!“ (s. Joseph Fitchett, Herald Tribune, 13.5.1988) Die Originalfassade besteht aus lichtdurchlässigen, mechanischen Aluminiumelementen – einem Riesenfenster, das im Stil arabischer Ornamentik und dem Moucharabieh (= in der arab. Architektur: Gitterbalkon vor einem Fenster) gestaltet ist.

Für die Arbeit „Institut du Monde Arabe (IMA) Window-Wallpaper“ werden die Ausstellungs-Fensterflächen mit einem Muster verkleidet, das aus einer Abbildung der bekannten Fassade des Institut du Monde Arabe – als großflächiger Aufkleber / Applikation – auf den Fensterscheiben wieder neu zusammengesetzt wird. Vorlage hierfür war ein isoliertes, als Objekt ausgestelltes Nouvel Fensterelement im Centre Georges Pompidou Paris.

Man kann durch Gucklöcher, den ausgesparten Kreisen im Muster, wie durch einen Bauzaun von außen nach innen sehen und umgekehrt. Vom Innenraum aus betrachtet nimmt sie die Funktion einer lichtdurchlässigen Tapete auf. Die Arbeit verbindet als Display den Ausstellungsfläche / -Raum mit dem unmittelbaren Kontext des Außenraums und widmet das Nouvel’sche Architekturelement zum Motiv – zur Gardine um. Verkleidungen werden eingesetzt, um etwas nicht mehr Gewolltes oder Abgenutztes, „Altes“, Hässliches zu verändern oder zu erneuern. Eine Architektur wird verkleidet – entweder um etwas zu kaschieren, zu verstecken oder auch beim Entwurf eines Neubaus: Zur Verschönerung der Fassade als wesentlicher Bestandteil der Architektur eingesetzt – immerhin gilt das auch für die Gebäude Jean Nouvels. Es geht um Verkleidungen, darum, wie weit eine Rolle trägt, wenn man sie trägt.

Für institut du monde arabe / showroom wird der Kiosk – ein Ready-made der DDR-Zeit – als Gerüst und Rahmen für eine neue Plastik im Stadtraum genommen. Neben einer Serie verschiedener Interieurs von IMA – Showrooms und spezifischer Pariser Schaufenster (Hermès, 2001) können Besucher im Innenraum auch ein Poster der aktuellen Frühlingskollektion von John Galliano 2003 installiert sehen. Die Arbeit verbindet, als Ausstellungsfläche / -Raum, Container und eine Art Display im öffentlichen Raum, den ehemaligen Verkaufspavillon Nahe der Weimarer Fußgängerzone mit dem Museum und Präsentationsräumen des Kulturzentrums Institut du Monde Arabe in Paris.

Bettina Allamoda