32 EXQUISIT EINLADUNG


EXQUISIT
K&K

ERÖFFNUNG
FREITAG, 11. JUNI 2004

32 EXQUISIT TEXT

Der Volkseigene Handelsbetrieb (VHB) „Exquisit“ war die Nobelmarke für Kleidung in der DDR, ein Betrieb, der sich konkurrenzlos dem Bedürfnis nach Schönheit und Eleganz im Osten Deutschlands widmete. Die Funktion von „Exquisit“, gegründet 1969, war einerseits die Verbesserung des Angebots von hochwertigen, modischen Kleidungsstücken in kleinen Stückzahlen und andererseits die „Abschöpfung“ der Kaufkraft, denn die Kleider waren für DDR-Verhältnisse sehr teuer. Die DDR-Bürger hatten hohe Spareinlagen und „Exquisit“ war eine Möglichkeit, dieses Geld wieder in Umlauf zu bringen.

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  32 Exquisit

Der Volkseigene Handelsbetrieb (VHB) „Exquisit“ war die Nobelmarke für Kleidung in der DDR, ein Betrieb, der sich konkurrenzlos dem Bedürfnis nach Schönheit und Eleganz im Osten Deutschlands widmete. Die Funktion von „Exquisit“, gegründet 1969, war einerseits die Verbesserung des Angebots von hochwertigen, modischen Kleidungsstücken in kleinen Stückzahlen und andererseits die „Abschöpfung“ der Kaufkraft, denn die Kleider waren für DDR-Verhältnisse sehr teuer. Die DDR-Bürger hatten hohe Spareinlagen und „Exquisit“ war eine Möglichkeit, dieses Geld wieder in Umlauf zu bringen. „Exquisit“ importierte Kleidung aus dem westlichen Ausland, produzierte aber auch eigene Kollektionen. Entworfen wurden sie von einem Designerteam, dem Artur Winter, künstlerischer Leiter des Betriebes, vorstand. Winter, Jahrgang 1935, war sowohl ein geschickter Manager mit guten Kontakten zu Partei und Regierung als auch ein Gestalter mit genauen ästhetischen Vorstellungen. „Meine Vorstellung wäre, Modegestaltung so aufzubauen, dass wir individuellen Lebensbedürfnissen entsprechend differenzierte Umfelder schaffen helfen, jenseits von primitiver Standardisierung. Wir sollten uns den Luxus leisten, weniger Wechsel zu organisieren und mehr in die Tiefe zu gehen, das könnten Beiträge des Sozialismus zur Weltmode sein“, sagt er 1987 in der Zeitschrift „SIBYLLE“. Die Firma wuchs sehr schnell. Der Umsatz verdoppelte sich von 1977 bis 1979 von 134,3 Millionen Mark auf 261,2 Millionen Mark. Im gleichen Zeitraum wurden aus acht Verkaufsstellen 27. „Exquisit“ begann mit sechs Gestaltern und Gestalterinnen, 1989 waren es 30. Für den Handelsbetrieb wurde ein prägnantes Erscheinungsbild entwickelt. Das Logo war ein kleines, geschwungenes e. Damit wurden auch die Plastiktüten, in Ungarn produziert, bedruckt und es prägte das Erscheinungsbild der Verkaufsstellen. „Wir haben schöne Läden eingerichtet“, sagt Winter 2004 in einem Gespräch mit Katharina Tietze. „Aber das wurde nur zum Teil öffentlich anerkannt, weil es hieß, sie haben kapitalistische Vorbilder und das sind Konsumtempel, die nicht für die einfachen Leute gedacht sind. Völliger Unsinn, aus heutiger Sicht sowieso, aber auch damals haben wir das so empfunden. Jegliche Verkaufskultur fängt ja mit dem Umfeld an, wo man die Dinge anbietet.“

Für die Ausstellung im Kiosk wurde uns Kleidung aus dem „Exquisit“ von den Besitzerinnen zur Verfügung gestellt. Teils werden die Kleidungsstücke heute, 15 Jahre nach der Wende, noch getragen, teils handelt es sich um Erinnerungsstücke, für einen besonderen Anlass gekauft.

Diese Kleider, Blusen und Röcke wurden für ein Fotoshooting für die Ausstellung: „Exquisit zu Gast bei K&K“ von vier jungen Frauen im Frühjahr 2004 wieder getragen. Entstanden sind Modefotografien, die zeitlich kaum einzuordnen sind: einerseits merkwürdig altmodisch und dennoch ganz aktuell erscheinen sie wie Retro-Chic der 80er Jahre. Die Fotos hat Hendrik Jager aufgenommen und für das Styling und Make-up war Irina Thoss verantwortlich.