STOKE NEWINGTON HIGH STREET
K&K in Kooperation mit Manuel Fabritz
ERÖFFNUNG
FREITAG, 10. JANUAR 2003
Laut kommt sie daher und eher schmutzig. Die meisten Fassaden bröckeln und haben ihren letzten Anstrich wahrscheinlich vor mehr als einem halben Jahrhundert erlebt. Sie entzieht sich den gewohnten Koordinaten aus genormter Fußgängerzonenarchitektur und durchgestyltem Shop-Design. Und für den unvorbereiteten Smart-Shopper könnte ein Einkaufsbummel über die Stoke Newington High Street im Londoner Stadtteil Hackney zum echten Abenteuer werden. Irgendwo zwischen Furcht und angespannter Faszination.
Stadtteil: London, Hackney
Postbezirk: N16
Transport: Bus 73
Laut kommt sie daher und eher schmutzig. Die meisten Fassaden bröckeln und haben ihren letzten Anstrich wahrscheinlich vor mehr als einem halben Jahrhundert erlebt. Sie entzieht sich den gewohnten Koordinaten aus genormter Fußgängerzonenarchitektur und durchgestyltem Shop-Design. Und für den unvorbereiteten Smart-Shopper könnte ein Einkaufsbummel über die Stoke Newington High Street im Londoner Stadtteil Hackney zum echten Abenteuer werden. Irgendwo zwischen Furcht und angespannter Faszination. Nicht das gleichgeschaltete Warenangebot der global operierenden Großkonzerne dominiert hier die Schaufensterauslagen, sondern eine verwirrende Vielfalt, die die unterschiedlichsten Lebens- und Konsumkulturen spiegelt, von denen das Stadtquartier im Nordosten Londons geprägt wird. Koschere Läden für die große jüdisch-orthodoxe Gemeinde, indische Bars, pakistanische Restaurants, chinesische Gift-Shops oder afrikanische Hairstylisten. Food und Fashion aus allen Ecken des Commonwealth.In einem fotografischen Spaziergang durch diese Straße gibt der Kiosk hinter den Scheiben Ausblick auf London im frühen Jahr 2003: In dem – auch sehnsüchtigen – Einblick in diesen Weltmarkt auf kleinstem Raum. Er wird auf dieser 5th Avenue im Bronx-Format nicht marketingstrategisch inszeniert, sondern pragmatisch-authentisch gelebt. Als schwierige Gratwanderung aus vitaler Lebenslust und kleinkriminellem Überlebenskampf, den Charles Dickens schon vor rund 150 Jahren in seinem David Copperfield Roman so beschrieben hat: „Annual income twenty pounds, annual expenditure nineteen nineteen six, result happiness. Annunal income twenty pounds, annual expenditure twentypounds ought and six, result misery.“
Johannes Bröckers